In den letzten 2,5 Jahrzehnten ist der Modernisierungsbedarf sowohl im Wohnungs- als auch im Nichtwohnungsbau überproportional gestiegen. Die Aufgabe der ArchitektInnen liegt nicht mehr prinzipiell in der „Königsdisziplin“ sondern zunehmend im Gebäudebestand. Auch hier fordern BauherrInnen zu Recht Qualität und Kreativität bei der Realisierung der Baumaßnahmen von Vor- und Nachkriegsbauten. ArchitektInnen erhalten damit eine zusätzliche Verantwortung für den Erhalt bzw. Veränderung von Zeitzeugnissen und deren Beurteilung aus technischer und gestalterischer Sicht.
Bauen im Bestand umfasst:
- klassische Modernisierung von Altbauten
- Gebäude-Instandhaltung
- Sanierung von Bauschäden
- Umbau, Erweiterung, Rückbau
- ergänzende Anbauten
alles, was zuvor mehr oder weniger durchdacht, auf jeden Fall aber gebaut wurde
Ziel der baulichen Aufgabe ist:
- das Gebäude, die architektonische Qualität zu erhalten
- die Funktion zu verbessern
- die Gebäudetechnik zu optimieren
- den Primär-Energie-Verbrauch zu reduzieren
- den Wert des Gebäudes auszubauen und zu sichern
Veränderung, ohne dass die geschichtliche Glaubwürdigkeit des Gebäudes verloren geht
Was ein/e Architekt/in mitbringen muss:
- umfassende historische, baukonstruktive, -technische u.- physikalische Kenntnisse
- Marktorientierung und Kenntnisse über Förderrichtlinien
- Eigenschaften wie Sensibilität im Umgang mit Bausubstanz, Material, Proportionen, mit dem gesamten urbanen Gefüge
- Kreativität, Auffassungsgabe, Interpretationsfähigkeit bei der Entwicklung von individuellen Lösungen mit/ für den BauherrInnen in Einklang mit dem Gebäude
- Kommunikationsfähigkeit, als Garant für eine reibungsarme Umsetzung
Fingerspitzengefühl, um eine Authentizität für die NutzerInnen und für das Gebäude zu ermöglichen
Die Geschichte des Gebäudes darf, ja muss wegen der Glaubhaftigkeit ablesbar bleiben. Sie ist eine Erzählung, die sich verschiedener Formensprachen aus unterschiedlichen Epochen bedient. Nur wo diese herausgearbeitet und sicher entschieden neben einander stehen können, ist die Wirkung selbstverständlich, echt und ästhetisch.